Wenn ein Suchtmittel die Beziehung gestaltet

Inmitten einer vordergründig erfolgreich verlaufenden Paartherapie kommt es zum „Eklat“ als Frau U. unmissverständlich klar macht, dass sie grosse Mühe mit dem Trinkverhalten ihres Partners hat. Er trinke einfach zu viel. Zwar sei er nie betrunken, aber häufig nicht wirklich anwesend. Das akzeptiere sie nicht mehr. Der Paartherapie-Prozess hat Frau U. offenbar ermutigt endlich Klartext zu reden. Nach einigem Hin und Her kann Herr U. zu seinem eher hohen Konsum stehen und zeigt sich gewillt, daran zu arbeiten. Abstinenz komme für ihn aber nicht in Frage. Nach sorgfältiger Abklärung der tatsächlichen Möglichkeiten von Herrn U. schlage ich ihm das Programm „Kontrolliertes Trinken“ vor. Ich weise ihn auf die hohen Ansprüche hin, die dieses Programm an die Teilnehmer stellt. Herr U. ist aber überzeugt davon und absolviert alle 10 Sitzungen erfolgreich. Herr U. trinkt seitdem tatsächlich moderater und zeigt sich in der Beziehung und im Alltag präsenter. Da er seine Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr länger mit Alkohol betäubt, beginnt er die Beziehung nun aktiv mitzugestalten. Frau U. wird von dieser Seite ihres Mannes zunächst überrascht, erkennt (und anerkennt) dann aber die Entlastung und die Neubelebung für die Beziehung. Beide sind heute froh, dass Herr U. (nach der entschlossenen Intervention von Frau U.) diesen mutigen Schritt gewagt hat.